Nachhaltig heiraten

 

nach·hal·tig

/náchhaltig/

 Adjektiv: sich auf längere Zeit stark auswirkend

 

Mit dieser Definition stehen wir mit beiden Beinen mitten im Thema: Nicht nur die Ehe soll nachhaltig, also von Dauer sein, sondern auch das Hochzeitsfest. Denn immer mehr Paare wollen auch hier im Sinne der Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes möglichst ökologische Entscheidungen treffen – und eine sogenannte "Green Wedding" feiern.

Heiraten mit Nachhaltigkeit

 Natürlich soll die Hochzeit einer der schönsten Tage im Leben werden – mit all den lieben Menschen, Romantik, gutem Essen und einer rauschenden Party. Von dem Gedanken, in allen Bereichen zu 100 Prozent nachhaltig handeln zu können, dürfen sich Hochzeitspaare deshalb auch verabschieden, und zwar ohne dabei ein schlechtes Gewissen zu haben. Perfektion gibt es nicht, aber der Wille zählt und außerdem gibt es beim Heiraten tatsächlich viele kleine Stellschrauben, an denen recht einfach gedreht werden kann. Von der Location über das Menü bis hin zum Outfit haben bewusste(re) Entscheidungen in Summe einen großen Effekt.

 

Die Location: Sieh, das Gute liegt so nah

 

Einer der größten Faktoren, die beeinflussen, wie nachhaltig Eure Hochzeit wird, ist die Wahl der Location: Je länger die Anreise für alle Beteiligten ist, desto heftiger der CO2-Ausstoß und damit auch der Impact aufs Klima. Wägt also ab, ob Euch eine ausgefallene Location mit Strand und Palmen wirklich so wichtig ist, schließlich gibt es auch hierzulande (und sicher auch in Eurem Bundesland) richtig tolle Locations mit Flair. Optimal wäre es natürlich, wenn die Anreise (statt mit dem Flugzeug oder Auto) per Bahn erfolgen könnte – und / oder Ihr bittet Eure Gäste im Vorfeld, Fahrgemeinschaften zu bilden. Macht eh mehr Spass :)

 

Zahlreiche Hotels oder Restaurants tragen inzwischen auch das Bio-Siegel, sprich in diesen Locations wird sowieso darauf geachtet, nachhaltig zu wirtschaften und zum Beispiel nur Produkte aus der Region ohne lange Transportwege zu nutzen.

 

Übrigens: Wer nun denkt, eine Hochzeit mitten im Grünen, weil "Green Wedding" und so, wäre eine gute Idee, der*die irrt. Naturverbunden mag eine derartige Feier zwar sein, aber wenn keine Infrastruktur vorhanden ist, muss das ganze erforderliche Equipment, vom Essen übers Geschirr, der Deko bis hin zur mobilen Toilette, zum Ort des Geschehens transportiert werden – nicht sehr ökologisch.

 

Für all meine Brautpaare to be, die aus dem Raum München und Umgebung kommen, habe ich in diesem Blogpost schon einmal einige Hochzeitslocations zusammengefasst.

 

 

 Essen & Trinken: Regional, bio, vegetarisch

 

Wein aus Südafrika, Meeresfrüchte aus dem Atlantik, Käse aus der Schweiz – schmeckt alles köstlich, keine Frage, belastet aber die Umwelt. Wie gesagt, man muss auch nicht auf alles verzichten, doch ein Blick nach links und rechts lohnt sich, denn auch im näheren Umkreis finden sich kulinarische Schätze, die dem Menü buchstäblich Würze verleihen.

 

Beim Catering auf lokale Anbieter mit regionalen und saisonalen Produkten zu setzen, das Biofleisch sowie nachhaltig angebautes Obst und Gemüse vom Bauern nebenan zu kaufen, kann eine Alternative sein – sprecht auch gerne Eure Location proaktiv darauf an. Der Biowein vom örtlichen Winzer ist oftmals sogar günstiger als der weit gereiste Shiraz aus Australien.

 

Nachhaltigkeit wird ja gern in einem Atemzug mit Verzicht genannt – doch auch bei einer Hochzeit, wo vielleicht "nur" ein Fleischgericht zum Menü gehört, werden die vegetarischen oder veganen Alternativen sicher zu überzeugen wissen. Dahingehend kennt Ihr Eure Gäst*innen am besten und könnt die entsprechenden Gerichte auswählen. Um zu verhindern, dass im Anschluss (zu) viel Essen verworfen werden muss, kalkuliert die Mengen vorab möglichst genau. Oder sprecht ansonsten mit der Location, ob es möglich ist, kleine "Doggy Bags" mit nach Hause zu nehmen. Viele Hochzeitstorten lassen sich übrigens hervorragend einfrieren; so hat man länger was davon und kann Stück für Stück in Erinnerungen schwelgen.

 

 

Auf lokale Dienstleister setzen

 

Apropos Transport und die damit verbundene CO2-Belastung: Hat man als Hochzeitspaar eine passende Location gefunden, kann zusätzlich darauf geachtet werden, woher Dekoration, Lebensmittel und Strom kommen. Auch hier kann "grün gedacht" werden. Viele Restaurants und Hotels achten ohehin bereits selbst darauf, dass vor allem Produkte aus der Region und Lebensmittel, die gerade Saison haben, verarbeitet werden.

 

Weite Transportwege lassen sich zudem einsparen, indem man auf Dienstleister*innen vor Ort setzt: Die Hochzeitstorte von der Konditorei, Blumen und weitere Dekoration, die musikalische Begleitung zur Party…
Schaut Euch um, ob es passende Anbieter*innen aus der näheren Umgebung gibt oder fragt bei Eurer Location nach Empfehlungen. Hier wird oft interdisziplinär zusammengearbeitet, man kennt und schätzt sich und die Wege sind kurz.

 

 

Naturmaterialien oder wiederverwendbare Dekoration  

 

Einer der beliebtesten Deko-Trends in letzter Zeit spielt allen Heiratenden absolut in die Karten: Trockenblumen sind nicht nur das Must-have, um eine feierliche Tafel zu schmücken, sie sind auch nachhaltiger, weil langlebiger und damit auf lange Sicht sogar günstiger als frische Schnittblumen. Natürlich reden wir hier nicht von getrockneten Rosen, die auf Eurer Hochzeit angestaubte Eighties-Vibes versprühen. Wir reden von wunderschönen Gestecken aus Hortensien oder Zuckerbüschen, filigranen Ziergräsern oder Getreidesorten, grünem Eukalypthus oder duftendem Lavendel – von dezent bis opulent zaubern Florist*innen hier das zu Eurem Stil passende. Diese Art der Dekoration, ebenso wie Lampions, kann man sogar mieten, weil die Blumen nicht welken. Oder Ihr nehmt sie einfach mit nach Hause und habt so eine Erinnerung fürs Leben.

 
 

 

Auch in Sachen Tischdeko lässt sich auf nachhaltige, weil natürliche Alternativen zurückgreifen: Es braucht nicht zwingend extra Papeterie für Platzkärtchen und Co., wie wäre es stattdessen mit selbst gestalteten Namensschildern aus selbst gesammeltem Stein oder Holz, die Ihr selbst beschriftet? Gerade Hochzeiten im Boho-Look, aber auch andere Stilrichtungen bieten bei der Dekoration die Möglichkeit, bei vielen Details mit nachhaltigen oder recycelten Materialien zu arbeiten – Pinterest ist hier eine nie versiegende Quelle der Inspiration!

 

Luftballons und Tauben – einfach nicht mehr zeitgemäß

 

Wo gehobelt wird, fallen Späne, heißt es. Das gilt inzwischen allerdings für viele Hochzeiten nicht mehr, das bedeutet: In zahlreichen Standesämtern ist es verboten, beim Auszug des Brautpaares Konfetti, Reis oder Blumen(blätter) zu werfen.

 

Luftballons steigen zu lassen ist im Sinne des Umweltschutzes ebenfalls eine veraltete und nicht mehr zeitgemäße Tradition. Ist es nicht außerdem viel schöner, wenn das Brautpaar die guten Wünsche der Gäst*innen in einem liebevoll gestalteten Album oder als Kärtchen an einem Olivenbäumchen auch wirklich zu lesen bekommt – Ihr könnt Eure Trauzeug*innen gerne auf Eure Wünsche hinweisen und direkt kommunizieren, von welchen Bräuchen Ihr lieber Abstand nehmen möchtet. Wir haben das auch so für uns gehandhabt und unser Standesamt ist ohnehin sehr streng bei diesen Themen, was uns tatsächlich ganz recht ist. :)

 

Aus Alt mach Neu: Outfits und Eheringe

 

Das Brautkleid ist für viele Frauen sicher das emotionalste Kleidungsstück, um das sich zahlreiche Mythen ranken, und die Meinungen, ob man ein gebrauchtes Hochzeitskleid tragen möchte, gehen weit auseinander und die Entscheidung ist ganz individuell zu treffen. Aber ein Hochzeitskleid schneidet bei der Cost-per-Wear-Rechnung eben nicht gerade gut ab. Wird das Kleid nach dem großen Tag nicht umgefärbt und/oder umgeschneidert, fristet es oftmals ein einsames Dasein im Schrank, ohne zum Einsatz zu kommen. Fakt ist: Ein Brautkleid ist teuer – und der Gedanke, es weiterzugeben, um damit eine weitere Braut glücklich zu machen, ist sehr schön. Inzwischen gibt es außerdem wirklich tolle Brautmodengeschäfte, die sich auf Second-Hand-Kleider spezialisiert haben.

 
 

 

Eine schöne Geschichte hat sich beispielsweise in London zugetragen: Dort hat eine Braut in einem Second-Hand-Laden ihr Traumkleid entdeckt – und darin eine Notiz samt Telefonnummer der Vorbesitzerin gefunden, die die nächste Braut darum bat, ihr Fotos ihrer Hochzeit zu schicken. Die beiden Frauen blieben in Kontakt und das Kleid wurde auch nach Trauung Nr. 2, ebenfalls mit einer Nachricht versehen, weitergereicht. Was für ein wundervoller Kreislauf!

 

Der Bräutigam kann bei der Wahl des Outfits auf zwei Dinge achten: Zum einen gibt es immer häufiger Labels, die ökologisch nachhaltige Materialien und Stoffe verarbeiten, zum anderen kann ein Anzug – einfach als ein Brautkleid – zu vielen weiteren Anlässen getragen werden. Vielleicht greift der Mann lieber zu einem klassischeren Modell, sodass Hose und Jacket auch nach der Hochzeit in die Standard-Garderobe übergehen können.

 

Bei den Eheringen könnt Ihr grundsätzlich genau hinschauen, welche Rohstoffe wie Gold und Diamanten verarbeitet werden: Viele Schmucklabels verwenden inzwischen Gold aus fairem Abbau und synthetische Diamanten, die im Labor gezüchtet werden. Eine Alternative dazu kann sein, alte Schmuckstücke umarbeiten zu lassen. In vielen Schatullen schlummern wahre Schätze an Altgold, die vielleicht nicht ganz dem eigenen Stil entsprechen – lasst Ketten, Ringe oder Armreifen einschmelzen und daraus ein ganz persönliches Schmuckstück mit emotionalem Wert und Bezug zur Familie fertigen. Das haben wir auch für unsere Eheringe zum Beispiel auch gemacht und lieben diese persönliche und besondere Note, die sie dadurch noch wertvoller für uns macht.

 

 
 

 

You do you

 

All diese Punkte sind selbstverständlich nur Gedankenanstöße – denn ich werde nicht müde zu betonen: Eure Hochzeit, Eure Regeln! Dogmatisch alle "Green Tipps" auf der Liste abzuhaken, dann aber den üppigen Blumenbouquets, dem Wein, der Euch eigentlich am besten schmeckt, oder diesem einen Brautkleid, das schon immer auf dem Das-ist-es-Pinterest-Board schlummerte, nachzutrauern, hilft niemandem.

 
Ideen zum nachhaltig heiraten - auf dem Weg zur green wedding

Small steps are still progress – also tastet Euch Schritt für Schritt an das Thema "Green Wedding" heran, lotet für Euch aus, welche nachhaltigen Alternativen sich für Euch gut anfühlen. Fokussiert man sich auf das Wesentliche, verzichtet man ganz automatisch auf überflüssigen Schnickschnack.

 

 Ihr seid generell auf der Suche nach Hochzeitsinspiration? Dann schaut Euch gerne auf meinem Hochzeitsblog um - von Tipps & Tricks über komplette echte Hochzeiten findet Ihr hier viele Ideen und Geschichten.

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Dann schreibt mir gerne HIER! Ich freu mich auf Eure Nachricht.

 

Anija Schlichenmaier